Daniel Cohn-Bendit und Pierre Goldman hatten eine konträre Sicht auf die Ereignisse des Pariser Mai 1968. Mit ihren Namen sind zwei außergewöhnliche Biografien linker Juden im Nachkriegsfrankreich verbunden. Trotz oder vielleicht gerade wegen dieser Außergewöhnlichkeit stehen die Biografien Cohn-Bendits und Goldmans zugleich auch exemplarisch für die Erfahrungen, die prägend für die Generation der zwischen 1940 und 1945 geborenen Juden in Frankreich waren. Viele schlossen sich der Linken jenseits der Kommunistischen Partei an und spielten während der Ereignisse im Pariser Mai 1968 eine wichtige Rolle. Im Artikel wird die Situation im Frankreich nach der Befreiung dargelegt, die letztlich im Mai 68 kulminiert. Ferner werden die Faktoren diskutiert, die zu einer politischen Radikalisierung vieler jüdischer Intellektueller beitrugen. Anhand der beiden Biografien wird die Frage gestellt, inwieweit sich in ihnen eine spezifische jüdische Erfahrungsgeschichte spiegelt, die im Spannungsverhältnis zwischen Résistance und Holocaust zu verorten ist.
Autor(en): Sebastian Voigt,
Zur Literaturverwaltung hinzufügen: