Aufgrund antisemitischer Einschränkungen und Verfolgungen veränderte sich das Alltagsleben jüdischer Deutscher ab 1933 erheblich. Anhand des Nürnberg-Fürther Israelitischen Gemeindeblattes von 1933-38 wird ein Einblick in das Gemeindeleben der jüdischen NürnbergerInnen gewährt und vor allem das Augenmerk auf den Alltag, die veränderten Arbeitsmöglichkeiten und den eingeschränkten Wirkungskreis von Frauen gerichtet: Renommierte Autorinnen, die einst reichsweit publizierten, bestritten nun gezwungenermaßen ausschließlich in der jüdischen Presse den redaktionellen Teil zusammen mit ihren Kollegen. Ihre Plädoyers über den Platz der Frauen in der Gemeinde bewegten sich zwischen der stärkeren Konzentration auf das religiöse häusliche Leben in Deutschland und der Auswanderung nach Palästina. Nach dem Arbeitsplatzverlust des Mannes mussten die Frauen nach neuen Verdienstmöglichkeiten suchen. So schuf auch in Nürnberg die Gemeinde Nebenverdienstmöglichkeiten für weibliche Arbeitskräfte. Nicht zuletzt bot die Einrichtung einer Beratungsstelle für Fragen der Auswanderung und Berufsumschichtung Frauen neue Betätigungsfelder. In der Stadt des Antisemiten Julius Streichers war diese Arbeit für die engagierten Frauen sicherlich gefährlicher als andernorts. Trotzdem lassen sich auch hier Formen eines humanitären und kulturellen Widerstands nachzeichnen, wie ihn die Ortsgruppe Nürnberg des Jüdischen Kulturbundes leistete.
Autor(en): Nadja Bennewitz,
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