Der Beitrag beschäftigt sich mit Ludwig Philippson und Marcus Lehmann, den beiden bedeutendsten deutsch-jüdischen Publizisten des 19. Jahrhunderts, und ihrem Verhältnis zur Geschichtsschreibung. Anhand von aussagekräftigen Beispielen wird gezeigt, dass beide als Vertreter des Reformjudentums beziehungsweise der Neo-Orthodoxie die Deutungshoheit über die jüdische Geschichte für sich beanspruchten, um so vor ihrer breiten deutsch-jüdischen Leserschaft eine grundsätzliche Reform der als ‚Formreligion‘ bezeichneten jüdischen Tradition beziehungsweise ihre buchstabengetreue Bewahrung auch und gerade in der modernen Zeit zu rechtfertigen. So will der Beitrag dazu anregen, die Geschichte des modernen Judentums als Beziehungsgeschichte zwischen den einzelnen Strömungen im Judentum, aber auch zur christlichen Mehrheitsgesellschaft zu begreifen.
Autor(en): Sebastian Bauer,
Zur Literaturverwaltung hinzufügen: