1912 beschrieb Vladimir (Ze’ev) Jabotinsky in seinem Aufsatz “Ein Horoskop” die hypothetischen Umstände des Ausbruchs des nächsten Weltkriegs, was sich als Vorhersage des realen Kriegs erweisen sollte. Der Erfolg dieser Prognose verstärkte die Herausbildung von Jabotinskys Selbstbild als Prophet, das er und seine Bewunderer pflegten. Doch sein prophetisches Selbstvertrauen hinderte ihn oftmals daran, die Ereignisse unabhängig von seinen politischen Paradigmen zu bewerten und führte im Kern seiner politischen Vision zu blinden Flecken. Der Essay will die Genealogie von Jabotinskys Selbstbild als Prophet im Kontext des Ersten Weltkriegs bestimmen, der sein Hervortreten ermöglichte. Es wird die Dynamik zwischen der persönlichen Mythologie und der Geschichte herausgearbeitet. Dabei wird insbesondere die Abhängigkeit zwischen dem Verständnis der persönlichen Vergangenheit und den Mustern der Selbstwahrnehmung und des Verhaltens in der Gegenwart betrachtet.
Autor(en): Svetlana Natkovich,
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