In diesem Aufsatz untersucht die Autorin Worte und Konzepte in Nelly Sachs‘ Nachkriegsgedichten, die aus der Geometrie, dem Zweig der Mathematik, der sich mit Objekten im Raum und deren Beziehungen befasst, entlehnt sind. Sachs betrachtete Sprache und Texte als „Raum“, als einen buchstäblichen „Sprachraum“. Ihre Nachkriegsgedichte beruhen auf einer Orientierungskrise, die sowohl mit der Shoah als auch mit der Diaspora zu verknüpfen ist und die sie durch Punkte, Strecken, Linien, geometrische Körper und sogar Konzepte wie Pythagoras‘ „Sphärenharmonie“ konfrontiert. Neben direkten Verweisen auf die Geometrie in ihrer Dichtung kann auch ihre bevorzugte Form – der Zyklus – geometrisch verstanden werden. Vor diesem Hintergrund kann das Nachkriegswerk der Nelly Sachs m.E. als „geometrische Poetik“ bezeichnet werden.
Autor(en): Jennifer M. Hoyer,
Zur Literaturverwaltung hinzufügen: