Als Ereignis des Bilanzziehens nach einem Jahrhundert jüdischer Emanzipation wartete die Novemberrevolution mit einem ambivalenten Ergebnis auf: Viele deutsche Juden hatten geglaubt, im Krieg ihre Loyalität zur Nation bekunden zu können. Doch der Antisemitismus blieb und verschärfte sich auf 1918/19 zulaufend. Die Revolution selbst katalysierte latente Ressentiments. Der Essay zeichnet ein Porträt dieser Zeit und stellt führende deutsch-jüdische Akteure vor, die mit ihrer Forderung nach einem radikal sozialistischen Umbau der deutschen Gesellschaft zwar eine Minderheitenposition vertraten, in der öffentlichen Wahrnehmung aber besonders präsent waren. Er verfolgt ihre Motivationen und verdeutlicht ihre Ambitionen, am Ende einer Epoche und am Ende des Krieges den Aufbau einer anderen Gesellschaft zu verwirklichen.
Autor(en): Carolin Kosuch,
Zur Literaturverwaltung hinzufügen: