Als Folge einer angeblichen Hostienschändung in dem niederösterreichischen Ort Pulkau kam es im Jahr 1338 zur Ermordung und Vertreibung der Juden aus zahlreichen Gemeinden in Österreich und angrenzenden Ländern. Die Erinnerung an diese Pogrome vermischte sich jedoch relativ rasch mit anderen Ereignissen dieser Epoche und wurde sowohl innerhalb der jüdischen als auch der christlichen Geschichtsschreibung unter (noch) weitreichenderen Verfolgungs- und Vernichtungswellen subsumiert. Als sich die jüdischen Geschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts der Geschichte der österreichischen Juden annahmen, waren die Verfolgungen des Mittelalters in der kollektiven Erinnerung bereits weitgehend zu einer einzigen verschmolzen. Der Artikel geht der Frage nach, wie es zu dem Verschwinden der Ereignisse in Pulkau aus dem kollektiven Gedächtnis kam.
Autor(en): Birgit Wiedl,
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