In einem Nebenschauplatz der Bauer-Kontroverse beschuldigte der rationalistische evangelische Theologe Friedrich Wilhelm Ghillany (1807– 1876) orthodoxe Juden des Traditionalismus und sogar des Ritualmords. Im Namen der Humanität verwarf er die Thora als antike Barbarei und versprach nur den Reformjuden die Emanzipation. Empört widersprachen Abraham Jakob Adler und andere Rabbiner, sahen in Ghillany die Wiederkehr des Mittelalters und forderten die Emanzipation als Juden. Unbeachtet blieb, dass seine Texte auch heftige Polemiken gegen akkulturierte Juden enthielten. Gegenstand ist Ghillanys Antisemitismus und die jüdische Identität der Verteidiger im Übergang von der Vormoderne zur Moderne.
Autor(en): Thomas Kestler,
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