Wir freuen uns, dass sich mit der neuen Ausgabe die Redaktion wesentlich erweitert hat. Mit Mathias Berek, Michaela Christ, Kai Drewes, Tobias Ebbrecht, Alina Gromova und Anna-Dorothea Ludewig werden zukünftig in den Feldern der Filmhistoriographie, der Kultur- und Literaturgeschichte, der Geschichte und Wirkung der Shoah sowie in den Bereichen der Bildungs- und Vermittlungsarbeit jüdischer Geschichte und Gegenwart weitere kompetente AnsprechpartnerInnen für die AutorInnen zur Verfügung stehen.
Birgit Wiedl (St. Pölten) geht in ihrem Beitrag für die nunmehr sechste Ausgabe von Medaon der Darstellung und Erinnerung der antijüdischen Pogrome von 1338 im niederösterreichischen Pulkau nach, die nur den Beginn einer umfassenderen regionalen Verfolgungswelle bedeuteten, und untersucht, wie diese vor allem in der zeitgenössischen und anknüpfenden jüdischen und christlichen Geschichtsschreibung ihre (verdeckte) Widerspiegelung finden.
Hendrik Niether (Jena) lotet anhand der nach dem 8. Mai 1945 verfassten Briefe Max Prochowniks an seine in Leipzig lebende Nichte die Chancen und Grenzen offener postalischer Kommunikation eines jüdischen Exilanten unter den politischen Rahmenbedingungen des Kalten Krieges aus. Vor dem Hintergrund eines gewichtigen Anteils von Protagonistinnen und Protagonisten mit jüdischen familiären Hintergrund an der ersten amerikanischen Punkgeneration geht Jonas Engelmann (Mainz) in einem dritten Aufsatz vor allem den textlichen Verweisen auf jüdische Kultur und Geschichte in den subkulturellen Praxen nach und fokussiert dabei auf Kontexte der Verwendung nationalsozialistischer Symbolik.
Während Anna Menny (München/Hamburg) grundlegend in die Fragestellungen ihres Promotionsprojektes zu den Beziehungen zwischen Jüdinnen und Juden und nichtjüdischem gesellschaftlichen Umfeld in Spanien nach 1950 einführt, erinnert Jana Mikota (Siegen) in der Reihe „Jüdische Schriftstellerinnen – wieder entdeckt“ an das Leben und Werk der in Auschwitz ermordeten Meta Samson (1894-1942). Karsten Fritz (Dresden) wirft ein Schlaglicht auf die Darstellung jüdischen Lebens in Film-Produktionen der DEFA-Studios.
Daniela Wittig (Dresden) stellt mit dem an dieser Stelle dokumentierten „Verzeichniß der Ruhenden auf dem israelitischen Friedhof zu Dresden“ von 1852, welches auch einen Belegungsplan umfasst, eine wiederentdeckte Quelle von lokal- und regionalhistorischer Bedeutung vor. Kai Drewes (Braunschweig) verdeutlicht mit einem konzentrierten Blick auf das Schreiben des Studenten Falk Weinreb vom 17. Januar 1905 an den Rektor der Technischen Hochschule Braunschweig die enge Verschränkung zeitgenössischer fremden- und russenfeindlicher Tendenzen an deutschen Hochschulen mit Antisemitismus.
In einem Beitrag für die Rubrik Bildung prüft Karin Zenker (Dresden) die didaktischen Potentiale der Handreichung „Sehen. Deuten. Handeln. Filme und Materialien zur Projektarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Thema Jüdisches Leben in Deutschland heute“, herausgegeben von der Amadeu Antonio Stiftung, sowie der darin empfohlenen Filme. Armin Krahl (Hamburg) reflektiert die Recherchen zweier lokaler Teams (Zabrze/Polen und Liberec/Tschechien) des transnational orientierten Erinnerungsprojektes [Weiße Flecken] der gemeinnützigen Initiative step21, die den bisher wenig erforschten Abläufen der Novemberpogrome vor Ort nachgingen. Christian Werner (Braunschweig) präsentiert den 2009 von einem SchülerInnen-Projekt realisierten Audioguide für das Jüdische Museum in Braunschweig.
Wie gewohnt, gibt eine Reihe von Rezensionen kritischen Einblick in aktuelle wissenschaftliche Publikationen.
Die aktuelle Ausgabe von Medaon wäre ohne die Unterstützung von Cathleen Bürgelt, Wendy Anne Kopisch und Phillip Roth sowie allen Gutachterinnen und Gutachtern nicht zustande gekommen – die Redaktion dankt ihnen herzlich.
Die Redaktion von Medaon im April 2010
Autor(en): Redaktion Medaon,
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