Die frühe Lyrik Julian Tuwims (1894–1953) wurde bisher weder im Kontext des Ersten Weltkrieges verortet noch in Diskussionen um seine jüdische Identität einbezogen. Er gilt vor allem als Dichter der Zwischenkriegszeit, wenngleich viele der Gedichte, die ab 1918 erschienen, bereits während des Ersten Weltkrieges entstanden waren. In dem Beitrag wird der These nachgegangen, dass die Kriegsereignisse eine Auseinandersetzung mit Identitätskonstruktionen in Tuwims Texten forcierten und die dezidiert expressive Sprache seiner frühen Gedichte eine Textperspektive ironischer Distanz konstituiert. In ihr wandelt sich das ‚lustige Schlagen der Juden‘ in einen gewaltsamen Akt der Ausgrenzung und Kriegseuphorie schlägt in ein Katastrophenbewusstsein um. Seine Poetik sprachlicher Expressivität bricht radikal mit elaborierter Metaphorik und metaphorischer Symbolik und wird für spätere Autoren des 20. Jahrhunderts wegweisend.
Autor(en): Birgit Krehl,
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