In seinem Aufsatz setzt sich der Autor mit den Potentialen transnationaler Ansätze in der deutsch-jüdischen Geschichte auseinander und tritt dafür ein, derartige Ansätze stärker in der deutsch-jüdischen Historiographie zu etablieren. Er vertritt dabei die These, dass jüdische Geschichte im allgemeinen und die deutsch-jüdische Geschichte im besonderen Paradebeispiele trans- nationaler Verflechtungen darstellen und diese Verflechtungen dennoch kaum erforscht werden. Eine der zentralen Gründe für diese nationale Engführung liegt in der historiographischen Bedeutung des Holocausts. Durch die Bindung der deutsch-jüdischen Geschichte an den Holocaust bei gleichzeitiger Betonung dessen historischer Singularität wird auch die deutsch- jüdische Geschichte als eine besondere und singuläre begriffen und somit in der historischen Forschung von ihren transnationalen Bezügen getrennt. Er exemplifiziert diese These anhand der Entwicklungen der deutsch-jüdischen Historiographie nach 1945 bis zur gegenwärtigen Forschungsgeneration. In dieser sind einige vielversprechende Ansätze einer Transnationalisierung der deutsch-jüdischen Geschichte zu verzeichnen (spatial turn, postcolonial studies, German-Jewish diaspora etc.), die sich bisher aber noch nicht zu einem übergreifenden Forschungszusammenhang oder -ansatz ausbilden konnten. Abschließend plädiert er dafür, die deutsch-jüdische Geschichte als transnationale zu erforschen und sich damit auch in der Forschungspraxis möglichst von nationalen Beschränkungen freizumachen.
Autor(en): David Jünger,
Zur Literaturverwaltung hinzufügen: