Die 1968 in der DDR veröffentlichte Gedichtanthologie „Welch Wort in die Kälte gerufen“ überrascht durch weltanschauliche Vielfalt und Fülle: Sie versammelt 361 Gedichte über die Shoah von deutschsprachigen jüdischen und nichtjüdischen AutorInnen aus aller Welt. Ein Blick auf die Entstehungs- und Editionsgeschichte zeigt die geschichts- und literaturpolitischen Bedingungen auf, die diese literarische Veröffentlichung über die Shoah in der DDR im Kalten Krieg beeinflussten. Die Analyse zweier Gedichte von Johannes Bobrowski und Louis Fürnberg verdeutlicht dagegen die Wichtigkeit individueller und ästhetischer Faktoren des Schreibens über die Shoah in der DDR, abseits eines offiziellen Geschichtsnarrativs.
Autor(en): Anja Thiele,
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