Beim Budapester Holocaust-Gedenkzentrum handelt es sich um ein außergewöhnliches Museum: Erstens orientiert sich das erste postsozialistische Holocaust-Museum an internationalen Vorbildern und arbeitet vorbildlich die ungarische Mitverantwortung für den Holocaust auf. Zweitens repräsentiert es eine dem nationalistischen Haus des Terrors völlig entgegen-gesetzte Geschichtserzählung und zeugt damit von der jahrelangen Gespaltenheit der ungarischen Gesellschaft im Umgang mit ihrer Geschichte. Drittens ist es außergewöhnlich, dass das Museum auch im heutigen Ungarn noch unverändert besteht, wo sich zusehends die von Fidesz vertretene Geschichtsversion durchsetzt. Während immer mehr Kritik an den Demokratiedefiziten in Ungarn laut wird, zeichnet sich der staatliche Umgang mit der Vergangenheit durch eine zunehmende Verklärung des autoritären und antisemitischen Horthy-Regimes sowie eine Externalisierung der ungarischen Verantwortung für den Holocaust an die deutsche Besatzung aus.